Trauer

Es ist schon verwunderlich, dass wir uns in unserer Gesellschaft so wenig mit dem Thema Tod und Trauer beschäftigen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass uns dieses Thema im Laufe unseres Lebens betrifft, liegt doch bei einhundert Prozent.

Da man sich selten mit diesem Thema befasst, stellt sich die Frage was TUN wenn Tod und Trauer in unser Leben treten und wir von einem geliebten Menschen hier zurückgelassen werden. Oft wird der Trauernde von einer Leere und Ohnmacht erfüllt. Auch wenn die Zeit vergeht, hindert dieses Gefühl den Trauernden bei der Neugestaltung des Lebens ohne die verstorbene Person.

Was ist Trauer?

Trauer ist eine Schutzfunktion des Verstands, die dazu dient die Realität (Verlust des  geliebten Menschen) noch nicht wahrnehmen zu müssen. Genährt wird diese Schutzfunktion durch die immer noch vorhandene Liebe zum Verstorbenen. Sie ist Ausdruck der Loyalität zu diesem Menschen.

Was ist Trauerarbeit?

Trauerarbeit ist Beziehungsarbeit. Die Beziehung zum Verstorbenen und zu sich selbst muss neu hergestellt oder geordnet werden. Es geht also um die Neukonstruktion der inneren Beziehung zum Verstorbenen und zu sich selbst. Eine Anpassung des Lebensstils und der Lebenssituation in der der Verstorbene physisch (im Außen) fehlt aber psychisch (im Inneren) noch immer vorhanden ist.

Auf dem Weg zu einer neuen Beziehung zum Verstorbenen darf die Trauer zugelassen und wahrgenommen werden, der Verlustschmerz darf gespürt und erlebt werden. Und auch alle anderen Trauergefühle wie z.B. das Gefühl der Betäubung, des Nichtbegreifens, der Verzweiflung, der Sinnlosigkeit, des Vermissens, die Leere, die Schuld und auch Wut und Zorn dürfen genauso zugelassen werden wie das Erinnern an die gemeinsam mit dem Verstorbenen verbrachte Zeit.

Durch das Zulassen und das erneute Erleben kann in der Trauerarbeit eine stabile Beziehung zum Verstorbenen erwachsen, welche dann auch unter der Bedingung der schmerzlichen Abwesenheit des Verstorben Halt und Kraft gibt.

So sachlich und einfach sich das geschriebene zum Thema Trauerarbeit auch lesen mag, kann Trauerarbeit nur die zweitbeste Lösung anbieten. Die beste Lösung wäre sicher das Wiederkommen des Verstorbenen, aber dieser Wunsch ist nicht erfüllbar, denn der Tod ist unwiderruflich. Dies macht Trauerarbeit schmerzlich, aber auch  unausweichlich.

Trauerarbeit benötigt Zeit und die Verarbeitung des Verlusts ist oft auch nicht nach dem berühmten Trauerjahr beendet. Erst wenn eine neue und stabile Beziehung zum Verstorbenen aufgebaut werden konnte, erfolgt eine Abnahme der Traurigkeit.